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Wie analysiert die Bank meine Bilanz?

Wie analysiert die Bank meine Bilanz?

Neben den sogenannten „weichen Faktoren“, wie zum Beispiel Art, Umfang und zeitnahe Erstellung des Jahresabschlusses werden durch das Rating vorrangig die „harten Faktoren“ des Jahresabschlusses ausgewertet. Jede Bankengruppe wendet hierbei ein eigenes internes Verfahren der Wertermittlung an. Die Schwerpunkte der kritischen Betrachtung sind allerdings in allen Systemen nahezu identisch. Aus der täglichen Beratungspraxis, insbesondere im Rahmen der Bilanzpräsentationen bei Banken, zeigt sich, dass insbesondere zwei Kennzahlen fast immer thematisiert werden und demzufolge besonderes Augenmerk verdienen:

Eigenkapitalquote

Diese Kennzahl errechnet sich aus dem Verhältnis des Eigenkapitals im Verhältnis zur Bilanzsumme und stellt aus Bankensicht das Finanzierungsrisiko des Unternehmens im Vergleich zum Fremdkapitalgeber dar. Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto stabiler ist die Finanzlage.

Hierbei treten in der Praxis folgende Probleme auf:

  • Die Bank kann oft aus dem Jahresabschluss nicht ohne weiteres erkennen, welche Positionen eigenkapitalähnliche Funktion besitzen (z.B. Gesellschafterdarlehen mit Rangrücktritt) und werten diese Zahlen entsprechend als Fremdkapital. Es ist also zweckmäßig den Bankberater auf derartige Besonderheiten konkret hinzuweisen.
  • Oft lässt sich im Rahmen von zulässigen Bilanzierungswahlrechten die Bilanzsumme beeinflussen. Diese Wahlrechte sollten bereits bei Bilanzerstellung so ausgeübt werden, dass die Bilanzsumme nicht unnötig erhöht wird.

Forderungslaufzeiten

Insbesondere bei Finanzierungserweiterungen oder Liquiditätsengpässen wird die Bank ein besonderes Augenmerk auf das Forderungsmanagement des Unternehmens legen. Als Kennzahlen lassen sich hierfür die Forderungslaufzeiten entsprechend dem Verhältnis zwischen durchschnittlichem Forderungsbestand im Verhältnis zu den Umsatzerlösen feststellen. Sollten sich bei dieser Wertfeststellung deutliche Verlängerungen der Forderungseingänge ergeben, besteht immer Klärungsbedarf, ob spezielle Sondereinflüsse hierfür verantwortlich sind, oder ob das Forderungsmanagement durch den Unternehmer vernachlässigt wurde. Zur Vorbereitung auf diese Fragestellung ist es in jedem Fall zu empfehlen, dass diese Kennzahl bereits vor Vorlage bei der Bank bekannt ist, um rechtzeitig Erklärungen bereitstellen zu können.

Die frühzeitige Kenntnis der eigenen Kennzahlen und deren Entwicklung ist aber in erster Linie ein unverzichtbares Instrument der Unternehmensführung um rechtzeitig Fehlentwicklungen im Unternehmen zu erkennen und entsprechende Korrekturmaßnahmen einzuleiten.